Im Januar 2024 hat Daniel Matter, verantwortlich für die Schulungsunterlagen bei BPN, einen wichtigen Schritt in Bezug auf die Qualitätskontrolle gemacht: Die BPN Seminarunterlagen zum Thema Finanzmanagement wurden der ZHAW zur Prüfung eingereicht. Nach einer umfassenden, zweistufigen Review durch die Finanzmanagementexperten der ZHAW, Frau Nagel, Herr Hecht und Herr Buchs, wurden die Unterlagen von BPN entsprechend überarbeitet und im Herbst 2024 definitiv freigegeben. Damit ist das Finanzmanagementseminar von BPN nun offiziell von der ZHAW auditiert.
Interview mit Andreas Hecht und Andreas Buchs vom Institut für Financial Management der ZHAW
Herr Hecht und Herr Buchs, Sie haben sich im vergangenen Jahr intensiv mit unseren Schulungsunterlagen des Finanzmanagementseminares für Unternehmer:innen in den BPN-Ländern auseinandergesetzt. Was war ihr erster Eindruck vom BPN Finanzmanagementseminar?
Herr Hecht: Unser erster Eindruck war sehr positiv. Die Unterlagen hatten eine klare Struktur und das Ziel, Unternehmer:innen in den BPN Ländern grundlegende Prinzipien des Finanzmanagements zu vermitteln, war von Anfang an deutlich erkennbar. Was uns besonders gefiel, war der Fokus auf die Didaktik und praxisnahe Beispiele, die sich an den realen Herausforderungen der Zielgruppe orientierten.
Herr Buchs: 3 Punkte fand ich bemerkenswert. Erstens war dies die grosse Themenvielfalt, welche durch das Setzen der richtigen Schwerpunkte in der «nur» 200 Seiten umfassenden Schulungspräsentation Platz fand. Die Schulung beginnt mit dem Thema «Geld und Wertschöpfung» und endet mit «Break-even-Berechnungen» – dazwischen findet sich eine beachtliche Spannbreite relevanter Inhalte. Zweitens ist dies die von meinem Kollegen erwähnte Praxisnähe, wobei die Unternehmer:innen nicht nur die theoretischen Konzepte vermittelt bekommen, sondern diese mit praktischen Tools für den Alltagsgebrauch verknüpft werden. Drittens war es der Wille und die Offenheit seitens BPN, die Schulungsunterlagen im Rahmen des Projektes wirklich weiterentwickeln zu wollen. Das war natürlich auch für unsere Arbeit motivierend.
Können Sie uns einen Einblick in den Prozess geben? Wie sind Sie vorgegangen?
Herr Hecht: Der Review-Prozess war zweistufig angelegt. In der ersten Phase haben wir die Unterlagen ganzheitlich geprüft, also sowohl die inhaltliche Richtigkeit als auch die didaktische Struktur. Wir haben darauf geachtet, dass die theoretischen Konzepte korrekt und verständlich erklärt und innerhalb des Finanzmanagement-Seminars einheitlich angewandt werden. Nach diesem ersten Review stand die Überarbeitung seitens BPN an, woran sich dann der Zweitreview unsererseits anschloss, bei dem wir den Fokus auf die gemachten Änderungen legten.
Herr Buchs: Nebst den 2 Reviewzyklen führten wir auch 2 Workshops vor Ort bei uns in Winterthur durch. Im Zentrum standen dabei einerseits inhaltliche Diskussionen spezifischer Sachverhalte bzw. unsere Feedbacks aus den Reviews. Andererseits war es für uns aber auch wichtig zuzuhören und zu verstehen, wer die Adressaten der Schulungen sind bzw. wo deren Herausforderungen im Berufsalltag liegen. Auf sie galt es die Reviewtätigkeiten bzw. unsere Inputs auszurichten. Herr Matter hatte uns zahlreiche Unternehmer:innen vorgestellt und über deren Berufsalltag berichtet. Das war für uns sehr spannend.
Nach dem ersten Review überarbeitete BPN die Unterlagen wo nötig und reichte diese anschliessend für einen Zweitreview ein, bevor die Freigabe durch Sie erfolgte. Was gab es seitens BPN aufzuarbeiten? Welche Lücken oder Korrekturen haben Sie aufgedeckt?
Herr Buchs: Wir waren bereits im Rahmen des Erstreviews beeindruckt, wie es BPN verstand, so viele Themen auf einer ausgezeichneten «Flughöhe» kompakt darzustellen. Die Absprungbasis für den Review war daher sehr gut. Das Hauptaugenmerk unserer Arbeit lag auf der inhaltlichen Richtigkeit der Ausführungen, der Konsistenz der Erläuterungen über sämtliche Lernmaterialien hinweg sowie darauf, Ansätze für neue Beispiele oder verbesserte Darstellungen zur Diskussion zu stellen.
Herr Hecht: Ein Beispiel wäre eine Vereinfachung des Liquiditätsplans, die wir vorgeschlagen haben. Eine neue Gliederung mit weniger Sektionen und vereinfachten Positionen unter Berücksichtigung der revidierten Planung der Bilanz und Erfolgsrechnung soll einen Mehrwert für die Teilnehmenden darstellen. Die Umsetzung durch BPN war klar und zielorientiert.
Inwiefern wurde der kulturelle Kontext der BPN-Länder bei der Überarbeitung der Unterlagen berücksichtigt?
Herr Hecht: Der kulturelle Kontext ist entscheidend für den Erfolg solcher Schulungen. Für uns war es wichtig, nicht mit «Schweizer Brille» auf die Unterlagen zu schauen, sondern die lokalen Begebenheiten im Blick zu haben. Die Inhalte müssen theoretisch korrekt und fundiert sein, man darf die Teilnehmenden aber auch nicht mit zu viel Theorie verlieren.
Herr Buchs: Das Ziel war in diesem Kontext, die Schulungsunterlagen möglichst «allgemeingültig» zu gestalten, sodass diese der Vielfalt an Ländern gerecht werden, in denen BPN tätig ist. In diesem Kontext konnten wir auf die Ausführungen und die Erfahrung von Herr Matter zurückgreifen. Er kennt die Begebenheiten vor Ort bestens und hinterfragte unsere Inputs wiederum im Lichte der Praxistauglichkeit.
Seitens BPN wurden gut 300 Arbeitsstunden investiert, um Ihre Rückmeldungen zu verarbeiten. Wie ist nun Ihr Eindruck vom Ausbildungsprogramm von BPN? Würden Sie unser Finanzmanagementseminar für Unternehmer:innen empfehlen?
Herr Hecht: Ja! Ich hätte das Finanzmanagementseminar für Unternehmer:innen bereits zuvor empfohlen. Die überarbeitete Version der Unterlagen stellt nun sicher, dass Konzepte und Terminologien einheitlicher und konsequenter angewandt werden. Das Seminar leistet einen klaren Mehrwert für die Teilnehmenden.
Herr Buchs: Dem schliesse ich mich gerne an. Mit dem Seminar erhalten die Teilnehmer:innen fundierte Fachkenntnisse praxisnah vermittelt – das ist, was Unternehmer:innen brauchen.
Ist es üblich, dass Sie Unterlagen von Non-Profit-Organisationen prüfen?
Herr Hecht: Es ist nicht unsere Kernaufgabe, aber wir haben bei uns am Institut in der Vergangenheit ganz generell bereits mit einigen Non-Profit-Organisationen zusammengearbeitet. Für uns ist es wichtig, auch Organisationen, die nicht primär gewinnorientiert arbeiten, mit qualitativ hochwertigen Inhalten zu unterstützen. Für uns war das Projekt eine echte Herzensangelegenheit, ein Projekt mit Sinn und dem richtigen Fokus für die Welt.
Welche langfristigen Vorteile sehen Sie durch den ZHAW-Review für BPN und die Teilnehmer:innen der Seminare?
Herr Hecht: Der grösste Vorteil könnte in der gesteigerten Glaubwürdigkeit liegen. Eine externe Überprüfung und Zertifizierung durch eine Hochschule wie die ZHAW kann Vertrauen bei den Teilnehmenden und den Partnern von BPN schaffen. Das zeigt, dass die Inhalte nicht nur intern entwickelt wurden, sondern von unabhängigen Experten geprüft und für gut befunden wurden.
Herr Buchs: Das Zertifikat und das damit verbundene Signal gegenüber Drittparteien ist sicherlich ein Vorteil. Nichtsdestotrotz ist für mich die inhaltliche Arbeit per se ebenfalls von Bedeutung. Ein Review – nennen wir es etwas allgemeiner eine Zweitmeinung – ist stets ein gutes Mittel, um die eigene Arbeit wieder einmal zu hinterfragen und in der Diskussion weiterzuentwickeln.
Was war an dem Projekt speziell für Sie?
Herr Hecht: Für mich war es besonders anregend, mit einer Organisation wie BPN zu arbeiten, die in verschiedenen Entwicklungs- und Schwellenländern in der Aus- und Weiterbildung tätig ist. Die Zusammenarbeit war sehr inspirierend und es war schön zu sehen, mit wie viel Leidenschaft alle Beteiligten am Werk sind.
Herr Buchs: Da schliesse ich mich meinem Kollegen an. Im Rahmen des Projektes waren alle Beteiligten sichtlich gewillt, im Sinne der Sache ein gutes Endresultat abliefern zu können. Das Engagement von Herr Matter und seine Offenheit gegenüber unseren Inputs waren beeindruckend.
Möchten Sie unseren Leser:innen noch sonst etwas mitteilen?
Herr Buchs: Bildung ist ein wertvolles Gut, dem wir Sorge tragen sollten. Als Dozent einer Fachhochschule anerkenne ich insbesondere auch den Wert der Bildung im Kontext der Unternehmenspraxis. Daher habe ich mich sehr gefreut, das Projekt der Stiftung BPN gemeinsam mit meinen Kolleginnen und Kollegen der ZHAW umsetzen zu dürfen.
Herr Hecht: Ich schliesse mich dem an. “Education is the most powerful weapon which you can use to change the world” – sagte Nelson Mandela. Bildung und Weiterbildung sind der Schlüssel zu nachhaltigem Wachstum – sowohl für Einzelpersonen als auch für Unternehmen. BPN leistet hier einen wichtigen Beitrag.
Das Kick-off Meeting für das nächste BPN Seminar hat bereits stattgefunden. Als nächstes wird unser Marketingseminar von der ZHAW unter die Lupe genommen. To be continued…