Adrians 15-jährige Reise mit BPN: Ein exklusives Interview zu seinem Firmenjubiläum

Seit 15 Jahren prägt Adrian BPN Nicaragua, indem er bereits über 350 Unternehmen selektiert und Seminare für ca. 2100 Teilnehmer:innen gehalten hat. Bei einem Seminar war sogar der Sohn eines Präsidenten anwesend! Lesen Sie mehr über seine eindrücklichsten Erlebnisse in unserem Interview.

Adrian, erinnerst du dich noch, wie du vor 15 Jahren zur Stiftung BPN gekommen bist und was dich bewogen hat, dort anzufangen?
Ich war in einer Phase der Neuorientierung und auf der Suche nach einer sinnvollen Tätigkeit. Ich traf eine alte Bekannte aus dem damaligen Fundraising-Team von BPN an einem Treffen bei Freunden nach Jahren wieder, so hörte ich zum ersten Mal von BPN. Ich fand die Tätigkeit von Anfang an sehr interessant und sinnvoll. Als dann die Stelle des Country Directors für Nicaragua ausgeschrieben wurde, habe ich mich direkt beworben. Am Anfang pendelte ich zwischen der Schweiz und Nicaragua – das war sehr anstrengend! Deshalb bin ich 2012 in die USA gezogen. Kurz darauf lernte ich jedoch meine heutige Frau Ixil in Nicaragua kennen und nach unserer Heirat 2013 zog ich schliesslich ganz nach Nicaragua. Seitdem lebe und arbeite ich dort.

Wie hat sich deine Rolle in der Stiftung BPN im Laufe der Jahre entwickelt?
Im Laufe der Jahre hat sich meine Rolle in der Stiftung BPN ständig erweitert. Mit meiner Erfahrung und dank dem, dass ich heute Spanisch spreche und die Kultur besser kenne, konnte ich dazu beitragen, die internen Prozesse kontinuierlich zu optimieren. Darüber hinaus habe ich mich für die Intensivierung des Coachings eingesetzt. Heute bin ich für die länderübergreifende Grundausbildung aller Coaches verantwortlich. Dank moderner Technologien ist dies problemlos möglich und macht mir viel Freude. Auch bin ich überzeugt, dass ich durch meine langjährige Erfahrung in meiner Arbeit effizienter geworden bin.

Gibt es einen besonderen Moment oder ein Projekt, auf das du besonders stolz bist?
Einer unserer grössten Erfolge ist sicherlich die kontinuierliche Präsenz von BPN in Nicaragua. Das ist keine Selbstverständlichkeit, wenn man die Herausforderungen und Hürden der letzten 15 Jahre bedenkt. Viele gemeinnützige Organisationen mussten leider ihre Türen schliessen. Deshalb bin ich sehr dankbar, dass es BPN noch gibt und dass wir das hohe Niveau halten konnten. Was mich besonders bewegt, sind die Aussagen der Unternehmer:innen wie “…und dann sagte Adrian während einem Seminar XXX” oder “Von Adrian habe ich gelernt, dass XXX”. Nicht so sehr, weil sie meinen Namen nennen *lacht* , sondern weil es zeigt, dass unsere Botschaften gehört, verstanden und umgesetzt werden. Das ist ein grosser Beweis dafür, dass unsere Arbeit wirklich etwas bewirkt.

Welche sind deiner Meinung nach die grössten Unterschiede in der Arbeitskultur zwischen Nicaragua und der Schweiz?
Der zentrale Unterschied liegt in der Perspektive des Zeitmanagements und der Planung. In Nicaragua tendiert man dazu, spontan zu agieren und Entscheidungen eher kurzfristig zu treffen, auch im beruflichen Kontext. Diese Denkweise hat erheblichen Einfluss auf meine tägliche Arbeit bei BPN sowie auf mein privates Leben. In unseren Seminaren betonen wir die Vorteile einer langfristigen Planung und ermutigen die Unternehmer:innen, eine weitreichende Vision zu entwickeln und zu verfolgen. Persönlich habe ich mich an die häufigen Improvisationen hier angepasst und versuche stets, einen Plan B bereit zu halten, falls die Dinge mal nicht wie geplant verlaufen.

Warum arbeitest du immer noch für BPN? Was motiviert dich?
BPN repräsentiert eine Fusion von Aspekten, die mir persönlich sehr am Herzen liegen: Betriebswirtschaft mit sozialem Fokus. Es macht mir grosse Freude, mein Wissen weiterzugeben und im Bereich Coaching aktiv zu sein. Nicaragua ist mein Zuhause geworden, hier habe ich meine Familie und trotzdem habe ich die Möglichkeit, für ein Schweizer Unternehmen zu arbeiten. Auch wenn ich die Verbindung mit der Schweiz sehr schätze, so bin ich doch – zusammen mit meiner Frau – sehr stark mit Nicaragua verbunden. Es ist uns ein grosses Anliegen, einen Beitrag zur Entwicklung des Landes zu leisten und etwas zurückzugeben. Ich bin zutiefst dankbar, dass diese Arbeit dank der unermüdlichen Unterstützung unserer langjährigen BPN-Gönner:innen aus der Schweiz möglich ist. Es ist nicht selbstverständlich, dass ich hier meinen Traumberuf ausüben kann, unterstützt durch die Grosszügigkeit aus der Schweiz. An dieser Stelle möchte ich all unseren treuen Spender:innen meinen aufrichtigen Dank aussprechen!

 


 

Eine Anekdote aus der Anfangszeit:
In meinen ersten Tagen bei BPN hielt ich die Seminare auf Englisch und Deutsch, eine Übersetzerin übersetzte alles ins Spanische. Nach einem solchen Seminar fragte mich ein Unternehmer, ob ich ihm nicht Buntstifte von Caran d’Ache aus der Schweiz mitbringen könnte. Mit Hilfe der Übersetzerin erklärte ich ihm, dass dies leider nicht möglich sei, da ich für so viele Anfragen einfach nicht genügend Platz im Gepäck hätte. Im Nachhinein erzählte mir die Übersetzerin, dass der Unternehmer von meiner direkten Antwort überrascht war. In Nicaragua gilt es als ungewöhnlich oder sogar unhöflich, jemandem eine direkte Absage zu erteilen und diese auch noch zu begründen. Die Menschen hier neigen dazu, vorsichtig zuzusagen und die Sache dann “versanden” zu lassen. Diese direkte Form der Rückmeldung war für sie sehr ungewohnt. Heute bin ich natürlich mit diesen kulturellen Unterschieden vertraut. *lacht*

Diesen Beitrag teilen: