1 Jahr im Einsatz: René Luchsinger über seine Arbeit als Country Director in der Mongolei

René Luchsinger ist seit einem Jahr Country Director der Stiftung BPN für die Mongolei. Er verbringt etwa 5 Monate pro Jahr in der Mongolei, um die Projekte der Stiftung dort zu leiten. In diesem Interview berichtet er von seinen Erfahrungen und Eindrücken.

Was sind Deine Aufgaben als Country Director in der Mongolei?
Mein tägliches Brot sind die Aktivitäten des BPN 3-Säulenprinzips: Ausbildung, Coaching und Unternehmerverein. Diese Aufgaben erfordern eine ständige Planung und Steuerung der laufenden Projekte. Zu meinen Hauptaufgaben gehören die Leitung von Seminaren, der Besuch von Unternehmen unserer Programmteilnehmenden und die Auswahl von neuen Teilnehmer:innen. Gemeinsam mit meinen Mitarbeiter:innen coachen und beraten wir unsere Unternehmer:innen, um sie bestmöglich zu unterstützen.

Die Entwicklung meiner Mitarbeitenden liegt mir ebenfalls sehr am Herzen. Nur durch gezielte Weiterentwicklung können wir als Team wachsen und unsere Ziele erreichen. Zu meinen Aufgaben gehören auch administrative Tätigkeiten wie das Erstellen von Berichten und das Finanzwesen. Diese vielfältigen Aufgaben machen meine Arbeit abwechslungsreich und herausfordernd, aber auch sehr erfüllend.

Was waren einige der grössten Herausforderungen, denen Du im ersten Jahr begegnet bist?
Die grösste Herausforderung war es, das Land, die Leute und die Kultur kennen zu lernen, was viel Zeit, Geduld und Respekt für die lokalen Gepflogenheiten erforderte. Ein weiterer wichtiger Aspekt meiner Arbeit war das Kennenlernen des Teams und seiner Mitglieder, um ein harmonisches und leistungsfähiges Team zu bilden. Die Fähigkeit, individuelle Stärken und Schwächen zu erkennen, ist entscheidend für den Erfolg unserer Projekte. Ebenso wichtig war es, Vertrauen aufzubauen, denn ohne Vertrauen gibt es keine effektive Zusammenarbeit und Kommunikation. Durch offene Kommunikation, Transparenz und Verlässlichkeit konnte ich ein Umfeld schaffen, in dem sich jede:r sicher und wertgeschätzt fühlt.

Kannst Du uns von einem besonderen Erfolg oder einem Projekt erzählen, auf das Du besonders stolz bist?
Das erste Jahr ist wie im Fluge vergangen und es gibt vieles, was wir gut gemacht haben. Ein Highlight ist zum einen die Wiederbelebung des Unternehmervereins. Wir zählen nun über 25 Mitglieder.

Zum anderen durften wir im Frühjahr eine engagierte Unternehmerin im Programm begrüssen, die ihre Mitarbeiterzahl innerhalb von 6 Monaten von 30 auf 60 steigern konnte. Das hat sie mit viel unternehmerischer Tatkraft geschafft. Wir werden sicher noch viel von ihr und ihrer Bäckerei hören!

Last but not least bin ich stolz, dass wir in Darkhan, der zweitgrössten Stadt der Mongolei, unser Debüt geben konnten. Wir waren vor Ort und hatten 18 Unternehmer:innen zu einer Infoveranstaltung eingeladen. Anschliessend haben wir ein Training zum Thema «Erfolgreich verkaufen» durchgeführt. Unser Auftritt in Darkhan wurde sehr geschätzt und wir hoffen, 2-3 neue Teilnehmende aus Darkhan in unser Programm aufnehmen zu können.

Wie siehst Du die zukünftige Entwicklung von BPN in der Mongolei und welche Rolle spielst Du dabei?
Es ein Trend, der aufzeigt, dass in den nächsten 3-4 Jahren unsere Seminare direkt in Englischer Sprache gehalten werden «müssen», da die heranreifenden jungen Unternehmerinnen dem Englischen mächtig sind und Übersetzungen nicht mehr nötig und auch nicht gewünscht sein werden. So gilt es für mich, die Organisation auf diese Veränderungen vorzubereiten.

Ein zweiter Trend ist die Tatsache, dass viele Unternehmen, die nach der Demokratisierung 1992 gegründet wurden, in der Nachfolgeregelung sind. Dies ist eine der schwierigsten Phasen im Leben eines Unternehmens. Da wird BPN Mongolia zunehmend eine sehr anspruchsvolle beratende Rolle spielen.

Wie würdest Du den Arbeitsstil und die Unternehmenskultur bei BPN in der Mongolei beschreiben?
Unsere Unternehmenskultur basiert auf grossem Vertrauen, hoher Leistungsbereitschaft und Verlässlichkeit. Der Arbeitsstil ist im Wandel und ich versuche, die Balance zwischen harten und weniger harten Arbeitsphasen optimal zu steuern.

Was schätzt Du am meisten an Deinem Team und wie förderst Du Zusammenarbeit und Innovation?
Zusammenarbeit organisiere ich nur dort, wo sie sich nicht von selbst ergibt. Einer meiner Führungsgrundsätze ist «let them do their job». Meine Teammitglieder wissen, wie sie ihre Arbeit machen müssen. Ich korrigiere hier und da unterstützend.

Innovation provoziere ich durch ständiges kritisches Hinterfragen. Was fehlt? Was können wir weglassen?

Was gefällt Dir am Leben in der Mongolei am besten und was machst Du dort in Deiner (wenigen) Freizeit?
Die Bevölkerung ist ausgesprochen jung, das Durchschnittsalter liegt bei 38 Jahren. Das finde ich sehr erfrischend und motivierend. Die Leute hören zu, nehmen an und setzen um. Diese «Can do»-Mentalität gefällt mir. In meiner Freizeit erkunde ich Ulaanbaatar. Es gibt immer etwas Neues zu entdecken. Ausserdem tanke ich Kraft bei regelmässigem Sport und gönne mir auch mal ein gutes Glas Wein.

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